Geeignete Materialien

Hier finden sie eine Gesamtübersicht geeigneter Materialien und Entnahmetechniken für die Mikrobiologische Diagnostik. Welche dieser Materialien/ Entnahmetechniken für den Nachweis eines bestimmten Erregers geeignet sind entnehmen sie bitte den einzelnen Erregern unter dem Menüpunkt Leistungsverzeichnis/ spezielle Erregerdiagnostik/ Untersuchungsparameter A-Z. 

Hier finden sie auch weitere Hinweise zu speziellen Erfordernissen des Probentransports, der Materialmenge oder den möglichen Untersuchungen.

Blut

Entnahmetechnik: Venenpunktion nach sorgfältiger Hautdesinfektion (Punktionsstelle mit 70% Alkohol desinfizieren.
Einwirkzeit mindestens 30 Sek.)

MediumIndikation/ UntersuchungMengeTransportbedingungenEntnahmehinweise
Blutkultur Set (aerobes und anaerobes Medium), pädiatrische BlutkulturV.a. Sepsis, Endokarditis, Fieber unklarer Genese, Pneumonie5-10 ml pro Flasche, (2-5 ml bei päd. Flasche)
Bei Sepsis, Fieber unklarer Genese 2-3 Paare.
Bei V.a. akute Endokarditis  3 Paare
RT, <2h ins Labor, sonst bis zu 24h bei RTEntnahme möglichst im Fieberanstieg oder vor Beginn der Antibiotikatherapie, sonst direkt vor der nächsten Gabe. Blut nicht aus zentralen oder peripheren Zugängen entnehmen, sondern direkt aus der peripheren Vene. Zur DTTP-Bestimmung Blutkulturen parallel aus liegendem Katheter und aus der peripheren Vene entnehmen.
Citrat-Monovette
(Citratblut für Mykobakterien)
MykobakteriendiagnostikMind. 5 ml>2h ins Labor, sonst bis zu 24h bei 4°CNur sinnvoll bei Patienten mit zellulärem Immundefekt
EDTA-MonovetteMalariadiagnostikVollständig gefülltes RöhrchenRT bis 24h
Serum- MonovetteAspergillus-AG
Cryptococcus-AG
Mind. 5 mlRT, <2h ins Labor, sonst bei Anforderung auf Crypotococcus bis zu 24h bei 4°C
Quantiferon- EntnahmeröhrchenIndirekter Nachweis einer MTB Infektion1ml pro Röhrchen (wird automatisch durch Vakuum gezogen)RT, innerhalb von 16 Std. nach Entnahme in das LaborNach dem Befüllen sofort 10x schütteln, damit sich die Antigene aus der Wandbeschichtung lösen können.
Datum und Uhrzeit der Entnahme auf der Umverpackung / Röhrchen vermerken.

Bioptat, Gewebe

Probengefäß

Steriles Röhrchen/ Becher

Menge

mind. ca. 1cm³ pro Probe. Je mehr Material zur Untersuchung gelangt, desto aussichtsreicher ist die Erregerisolierung.

Vorgehensweise

Aseptisch entnommene Gewebeprobe in Gefäß mit steriler 0,9% NaCl-Lösung bedecken, um sie vor dem Austrocknen zu schützen.

Möglichst Lokalanästhetika in der Gewebeprobe wegen potentiell bakteriostatischer Wirkung vermeiden.

Bei Spezialanforderungen (z. B. Rückstellprobe für eubakterielle PCR) separates Röhrchen befüllen.

Transport- und Lagerungsbedingungen

Probe möglichst innerhalb ≤ 2h bei RT, in Ausnahmefällen bis 24h bei RT, in das Labor bringen.

Liquor

Probengefäß

Liquorröhrchen

Menge

Für bakteriologische Untersuchung und Cryptococcus-AG: je 1ml

Bei Anforderung auf Mykobakterien mindestens 3 ml.

Entnahmetechnik

Aseptische Lumbalpunktion nach sorgfältiger Hautdesinfektion bzw. unter sterilen Bedingungen aus externer Ventrikeldrainage.

Transport- und Lagerungsbedingungen

Möglichst sofort ins Labor, nicht kühlen. Keine Lagerung möglich!

Abstriche

Probengefäß

Universal-Abstrichtupfer orange (dünner Tupfer)

eSwab Abstrichtupfer

eNAT Abstrichtupfer können in der Mikrobiologie für die kulturelle Anzucht nicht verwendet werden.

Entnahmetechnik

  • Auge
    Unteren Konjunktivalsack mit Tupfer abstreichen. Beide Augen getrennt abstreichen.
    Bemerkungen:
    Material vor der Anwendung von Lokalanästhetika gewinnen (diese haben antimikrobielle Aktivität).

  • Ohr
    Gehörgang mit Tupfer unter Sicht rotierend abstreichen.
    Cave: Kontamination mit Hautflora des äußeren Gehörgangs vermeiden!
    Bemerkungen:
    Tympanozentese für diagnostische Zwecke nur bei chronischen, therapieresistenten Fällen indiziert.

  • Mund, Rachen, Nase
    Mit Tupfer Material aus dem entzündeten Bereich entnehmen.
    Bemerkungen:
    6 Std. vor der Materialentnahme nicht mehr gurgeln oder Mund spülen (Abnahme am besten morgens).

  • Harnröhrenabstrich
    Harnröhrenöffnung mit Wasser reinigen und mit sterilem Tupfer abtrocknen.
    Abstrichtupfer in die Harnröhre einführen, rotierend abstreichen.
    Bemerkungen:
    Harnröhrenabstrich mind. 4 Std. nach der letzten Miktion abnehmen.

  • Vaginalabstrich
    Vulva mit Wasser reinigen und mit sterilem Tupfer abtrocknen;
    Unter Spekulumeinstellung Scheidenwand abstreichen.

  • Zervixabstrich
    Nach Spekulumeinstellung Zervix mit sterilem Tupfer trocknen.
    Abstrichtupfer ca. 1 - 2 cm in den Zervixkanal einführen, rotierend abstreichen.
    Beim Herausziehen nicht die Vaginalwand berühren.
    Bei Anforderung auf Mykoplasmen Spezialtransportmedium benutzen.

  • Wundabstrich
    Möglichst viel Material aus der Tiefe und den Randbezirken des Entzündungsherdes entnehmen. Kontamination mit benachbarten Haut- oder Schleimhautarealen vermeiden, dies gilt insbesondere für kontaminationsreiche Wunden (z.B. Hautulzerationen, diabetischer Fuß, etc.)
    Bemerkungen:

    Lokalisation (oberflächlich, tiefe Wunde, intraoperative Entnahme) bitte genau angeben.
    Abstriche tiefer und oberflächlicher Wunden werden im Labor mit unterschiedlichen Methoden bearbeitet.
    Bitte beachten: Oberflächliche Abstriche sind bei V.a. eine tiefe Wund- oder Gewebsinfektion nur bedingt geeignet.
    Vorzuziehen sind intraoperativ entnommenes Gewebe, Biopsien und Punktate.

Transport- und Lagerungsbedingungen

≤ 2 h bei RT, falls das nicht möglich, Lagerung bis 24 h bei RT

Bei V.a. Anaerobier oder Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) ist ein umgehender Transport in die Mikrobiologie erforderlich.

Atemwegsmaterialien

Dazu gehören: Sputum, Trachealsekret, respiratorische Absaugung, Broncho-Alveoläre Lavage (BAL)

Probengefäß

Sputumröhrchen

Entnahmetechnik

  • Sputum
    Nach mehrfacher Mundspülung mit Leitungswasser in steriles Behältnis expektorieren lassen. Für Mykobakterien siehe besondere Hinweise unter Leistungsverzeichnis / spezielle Errgerdiagnostik/ Untersuchungsparameter A-Z

    Benötigte Menge:
    Bei Anforderung auf Mykobakterien: 2-5 ml

    Bemerkungen:
    Patientenanleitung zur Gewinnung vom Sputum notwendig:
    kein Speichel sondern ein durch 2- bis 3-maliges Abhusten aus der Tiefe gewonnenes Sputum.
    Morgensputum ist am besten geeignet.
    Sputum-Provokation durch Inhalation von Kochsalzaerosol (3 - 6% Lösung) möglich.
    Für die Tuberkulosediagnostik ist die Abnahme mehrerer Proben erforderlich.

  • Tracheal-, Brochialsekret
    Gewinnung des Materials durch endotracheales Absaugen oder Bronchoskopie.

    Benötigte Menge: 2 - 5 ml

  • Brochoalveoläre Lavage (BAL)
    Durch Bronchoskopie gewonnene bronchoalveoläre Spülflüssigkeit.

    Benötigte Menge:
    Erreger + Resistenz: 10 ml

    Bei Anforderung auf Mykobakterien: 20 - 30 ml

Transport- und Lagerungsbedingungen

Untersuchung innerhalb von 4 Std. ist anzustreben; Zwischenlagerung im Kühlschrank (4 °C).

Bemerkungen:
Anästhesierende Gele können antimikrobiell wirken.

Punktate

Probengefäß

Steriles Röhrchen

Entnahmetechnik

Durch Punktion nach sorgfältiger Hautdesinfektion (siehe Blutkultur) gewonnenes Material in steriles Röhrchen füllen.

Menge

Erreger + Resistenz: 1 - 5 ml

Bei Anforderung auf Mykobakterien: 30 –50 ml.

Transport

Umgehender Transport in das Labor bei RT. In Ausnahmefällen Lagerung bei 4°C (Kühlschrank)

Bemerkungen:

Bei sehr geringen Mengen Blutkulturflasche beimpfen (siehe Blutkulturen). Flüssiges Material (z. B. Eiter, Aszites) ist einem Tupferabstrich vorzuziehen.

Je mehr Material zur Untersuchung gelangt, desto aussichtsreicher ist die Erregerisolierung.

Vor chirurgischer Eröffnung punktieren.

Bei V. a. Mykobakterien, Tetanus oder Gasbrand Gewebeprobe entnehmen, keine Abstriche.

Urin

Probengefäß

Urinröhrchen (gelb) für Blasenpunktionsurin, Nierenbeckenpunktionsurin, Fistelurin, bzw. Borsäureröhrchen (grün) für Mittelstrahl- und Katheterurin, ggf. Transportmedium Mycoplasmen. Für Anforderungen auf Mykobakterien bitte aufgrund der geforderten Mindestmenge Urinbecher (100ml) verwenden.

Menge

10 ml für Urinröhrchen und Borsäureröhrchen, bei Anforderung auf Mykobakterien 10 - 30 ml (bevorzugt Morgenurin)

Entnahmetechnik

  • Mittelstrahlurin
    Sorgfältige Reinigung der Genitalien mit Wasser ohne Seife und Antiseptika durchführen. Erste Urinportion in Toilette geben, nächste Portion in sterilem Behälter auffangen.

    Bemerkungen:
    Morgenurin ist am besten geeignet, Abstand nach der letzten Miktion mind. 3 Std.
    Wichtig: Die Patienten über die Technik der Materialgewinnung sorgfältig unterrichten.
    Für die Tuberkulosediagnostik ist die Abnahme mehrerer Proben erforderlich.

  • Katheterurin
    Urin durch Punktion der dafür vorgesehenen Einstichstelle des geschlossenen Ableitungssystems gewinnen, nicht aus dem Urinbeutel entnehmen.

    Bemerkungen:
    Die Katheterisierung nur zur mikrobiologischen Diagnostik ist nicht indiziert (Gefahr der Keimeinschleppung).

  • Dauerkatheter
    Grundsätzlich ist der aus einem liegenden Dauerkatheter gewonnene Urin in hohem Maße durch kontaminierende oder kolonisierende Erreger belastet. Die Qualität einer mikrobiologisch-infektiologischen Aussage aus diesem Probenmaterial ist entsprechend eingeschränkt.

    Indikation:

    • Bei symptomatischen Patienten (z.B. Fieber)
    • Vor schleimhautinvasiven interventionellen Eingriffen im Bereich der Harnwege
    • Bei asymptomatischen Patienten mit Dauerkathetern und bei Katheterwechsel ohne Verdacht auf Harnwegsinfektion ist keine Kultur angezeigt!
  • Blasenpunktionsurin und Punktionsurin aus Nierenbecken:
    Nach Hautdesinfektion suprapubische Punktion der gefüllten Blase.

  • Urin aus Konduit oder Neoblasen:
    Die bakteriologische Untersuchung des bei Ileum- oder Kolonkonduit aus dem Auffangbeutel gewonnenen Urins ergibt in der Regel eine Mischbesiedlung – unabhängig davon, ob eine klinisch relevante Harnwegsinfektion vorliegt oder nicht. Naturgemäß können in solchen Fällen die bei anderen Uringewinnungsmethoden als relevant bezeichneten Keimzahlen nur im Zusammenhang mit den klinischen Befunden und ggf. vorhandenen Voruntersuchungsergebnissen interpretiert werden.

Transport

Möglichst sofortige Untersuchung, ansonsten bei 4 °C (Kühlschrank) lagern; Eintauch-Nährböden (z.B. Uricult®) nur ausnahmsweise verwenden.

Bemerkung:

Bei Anforderung auf Mykoplasmen möglichst Spezialtransportmedium benutzen.

Stuhl

Probengefäß

Stuhlröhrchen mit Schraubdeckel

Menge

Pro angeforderte Untersuchung ca. erbsgroße Menge oder jew. 1 Stuhllöffelchen voll bei flüssigen Stühlen.

Für die Diagnostik von Wurmeiern 3 konsekutive Proben aus verschiedenen Stühlen einsenden.

Entnahmetechnik

Stuhl in sauberes Gefäß absetzen (ohne Urinbeimengung). Probe mittels Spatel in ein Stuhlröhrchen übertragen.

Bei der Anforderung auf Enterobius vermicularis (Madenwurm) Tesafilmabklatschpräparat auf einem Objektträger.

Transport

Möglichst sofortige Untersuchung der Probe, ansonsten bei 4 °C (Kühlschrank) lagern, Proben zur Diagnostik auf Parasiten bei Raumtemperatur lagern.

Lagerungszeiten von mehr als 2 Stunden unbedingt vermeiden, Ergebnis ist sonst nur unter Vorbehalt zu bewerten.

Anforderung auf V.cholerae werden ausschließlich nach vorheriger telefonischer Rücksprache mit diensthabender Mikrobiologin/ diensthabendem Mikrobiologen bearbeitet. Ist nach Rücksprache eine Untersuchung indiziert sollte die Probe umgehend ins Labor transportiert werden.